Am Mittwoch, 27. Januar, fand erstmals die TaxTech-Runde in der App Clubhouse statt. Bei Clubhouse handelt es sich um ein Audio-Call-in-System. Jeder Account kann einen sogenannten Raum eröffnen, der aus einer Bühne und einem Zuhörer:innenbereich besteht. Im TaxTech-Raum sprachen Steuerexperten über aktuelle Software-Entwicklungen, Wünsche an die Hersteller und Branchentrends. Moderiert wurde das Ganze von Philip Hellmig von kanzlei.land und hsp-Geschäftsführer Paul Liese.

Zu Beginn fanden sich die Teilnehmenden erst einmal in der neuen Umgebung zurecht. Sogleich startete die Diskussion auf fachlicher Ebene. Besonders einig waren sich die Diskutanten beim Thema Medienbruch. Viele Hersteller, aber auch Kanzleien verfolgen aktuell das große Ziel, Medienbrüche abzuschaffen. Dabei geht es den Kanzleien nicht unbedingt um die eierlegende Wollmilchsau. Viel mehr sind sich alle Branchenfachleute einig, dass das Ziel die bestmögliche Vernetzung der Software-Lösungen untereinander sein muss.

Niemand erwartet eine Lösung, die alles beherrscht. So warf ein Teilnehmer ein, dass jede Kanzlei und jedes Steuerbüro individuelle Prozesse installiert hat. Die eine große Lösung für alle gibt es also nicht. Alle Funktionen in einer Plattform könnte ressourcentechnisch nicht abgebildet werden. Die Partnerschaft von kanzlei.land und der hsp lebt es der interessierten Runde vor: die Zukunft liegt in möglichst sauberen Schnittstellen.

Auf der Suche nach Effizienz

Ein Steuerberater betonte die teils noch mühselige Entwicklung im Softwarebereich. Doppelte Datensätze, überflüssige Scans und die Ansammlung von Datenmüll müssten endlich abgeschafft werden. Zudem kam von einem anderen Teilnehmer einmal mehr die Erinnerung, dass nicht die Steuerberatung im Mittelpunkt steht, sondern die Mandant:innen. Software-Unternehmen sind daher aufgefordert, Lösungen zu entwickeln, mit denen Mandant:innen möglichst schnell alle benötigten Informationen zusammentragen können. An der Stelle nimmt die Steuerberatung die in einigen Kanzleien ausbaufähige beratende Position ein.

Bei all der Forderung nach Digitalisierung und Entwicklungen gab es auch mahnende Worte. Viele alteingesessene Steuerberatungen sind mit der rasanten Entwicklung der Branche schlichtweg überfordert. Kein Wunder, werden sie doch nicht selten mit digitalen Lösungen konfrontiert, die weder selbsterklärend noch intuitiv sind. Und meist passen diese Lösungen auch nicht wirklich auf die analogen, über Jahrzehnte etablierten Prozesse in den Kanzleien. Hier sehen mehrere Teilnehmende die Steuerberatungen in der Pflicht, Aufklärungsarbeit zu leisten und aufzuzeigen, wie etablierte, aber langsame Prozesse durch digitale Lösungen vereinfacht und beschleunigt werden können.

Intuitive Lösungen gesucht

Philip Hellmig nimmt hier auch die Software-Unternehmen in die Pflicht, an intuitiven Lösungen zu arbeiten. Gerade hier haben kleine und mittelständische Software-Unternehmen Vorteile gegenüber großen Platzhirschen. Im Clubhouse-Talk am Mittwochabend wurde überdeutlich, dass einer dieser Platzhirsche kaum erreichbar ist, wenn Steuerberatungen mit Ideen und Feedback auf ihn zukommen. Zwei Vertreter des Unternehmens waren ebenfalls anwesend, die TaxTech-Runde fungierte also gleich als Feedback-Kanal.

Am Ende der kurzweiligen Talkrunde waren sich die Teilnehmenden in vielen Punkten einig. Mehr Digitalisierung, ja. Aber auch mehr Aufklärung ist notwendig. Die Vernetzung muss das Ziel sein, nicht der eine große Alles-Anbieter. Zudem erwarten Steuerberatungen ein offenes Ohr bei den Software-Unternehmen, wenn es um Wünsche und Feedbacks geht.

Fazit

Die erste TaxTech-Runde kann als Erfolg gewertet werden, zeitweise hielten sich fast 40 Fachleute im Raum auf. Da Clubhouse-Talks nicht aufgezeichnet werden dürfen, heißt es: Dabei sein oder verpassen. Nächste Woche wird die Talkrunde fortgesetzt. Es bleibt also spannend.