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Mit Buchhaltung und Steuererklärungen werden Kanzleien auf Dauer Schwierigkeiten bekommen, sich am Markt zu behaupten. Dabei sind viele Kanzleiangestellte oder -köpfe bereit, das Thema Transformation anzugehen und Veränderungen herbeizuführen. Doch um wirklich etwas zu bewegen, müssen Barrieren abgebaut werden, etwa Ängste von Kolleg:innen oder Bequemlichkeit. In „hsp live um 11“ spricht Sarah Klinkhammer, Digitalisierungsberaterin aus Dortmund, über Veränderungen in der Steuerbranche und wie diese auch unter schwierigen Bedingungen angegangen werden können.

Sarah Klinkhammer ist Steuerassistentin und Digitalisierungsmanagerin, wobei sie Letzteres in Anführungsstriche setzt. Gemeinsam mit zwei Freundinnen hat sie das Projekt „Wir lieben Steuern“ ins Leben gerufen. Die Plattform vermittelt auf verständliche wie unterhaltsame Art verschiedene Bereiche rund um das Thema Steuern. Die Idee wurde geboren, als Sarah sich mit ihren zukünftigen Mitgründerinnen über Erklärangebote zu Steuern unterhielt. Davon gab es einige, doch den drei Frauen war das Angebotene nicht unterhaltsam genug.

Gestartet haben sie das Projekt zum Thema Steuern, da sie sich alle beruflich damit beschäftigen – und das mit viel Begeisterung. Sarahs Meinung nach bekommt der Berufsstand nicht die Anerkennung, die er verdient. Doch woran liegt das? Als ersten Punkt nennt Sarah die fehlende Verständlichkeit in der Kommunikation. Mandanten und Steuerberatungen reden häufig nicht auf einer kommunikativen Ebene. Hier setzt die Plattform „Wir lieben Steuern“ an, die die unterschiedlichen Facetten der Steuerwelt verständlich rüberbringen will.

Aber wer schaut sich solche Videos an? Laut Sarah kommt es sehr darauf an, von welcher Plattform gesprochen wird. So finden sich bei Netzwerken wie LinkedIn oder Xing durchaus einige Steuerberater:innen, während bei TikTok praktisch keine Steuerprofis die Inhalte von „Wir lieben Steuern“ ansehen. Das meiste Feedback erhalten die Produktionen auf LinkedIn und Instagram. Mittlerweile produziert das Team aber so viel Content, dass sich niemand über geringe Reaktionszahlen ärgert. Ab und an schlägt ein Video richtig ein, manchmal sind die Views etwas geringer.

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Eine Frage des Mindsets

Wollen Kanzleien den digitalen Wandel angehen, will zunächst das Team mitgenommen werden. Doch wie gelingt das? Zunächst merkt Sarah an, dass manche Menschen auch mal zu ihrem Glück gezwungen werden müssen. Hier ist es wichtig, dass die Geschäftsleitung bzw. Führung hinter den Veränderungen steht. Darüber hinaus aber sollten nicht die Veränderungen der Prozesse, sondern die positiven Effekte im Arbeitsalltag verdeutlicht werden. Dröge repetitive Aufgaben fallen weg, dafür entsteht Zeit für kreativere Aufgaben und Beratungen.

Nicht wenige in der Steuerbranche befürchten, dass durch Digitalisierung ihre Jobs wegfallen. Dem entgegnet Sarah, dass es den Job der Steuerberatung auch in Zukunft geben wird – nur eben mit Veränderungen. Im Gegenteil, sie sieht die Veränderungen als Chance, Nachwuchs für Steuerberufe zu begeistern. Denn immer weniger Schulabsolvent:innen haben Lust, sinnlose Tätigkeiten auszuüben. Zudem würde sie Menschen, die partout nicht an Veränderungen interessiert sind, raten, sich keine innovationsgetriebene Kanzlei zu suchen.

Beträgt das Verhältnis zwischen Willigen und Unwilligen von Veränderungen 70 zu 30 oder ähnlich gespalten, wirkt es sich auf die Stimmung innerhalb der Kanzlei aus. Sarahs Erfahrung nach sollte möglichst offen miteinander gesprochen werden. Nur durch Empathie kann die Blockadehaltung gelöst werden, alles andere führe zu einer stärkeren Abwehrhaltung. An der Stelle könne eine vermittelnde Person helfen, ob intern oder extern.

Die Steuerberatung verändert sich

Die Steuerberatung steht nicht nur vor großen Veränderungen, sie ist bereits mittendrin. Entsprechend sollten sich die Kanzleien bewusst machen, dass sie weit mehr leisten können als nur das zu erfassen, was ihr Mandant im operativen Geschäft anstellt. Erfahrung, Expertise und Zahlenwissen sind wertvolle Ressourcen, die genutzt werden sollten.

Für die Menschen in der Steuerbranche sieht Sarah Klinkhammer die Chance, den Beruf an sich wesentlich spannender, attraktiver und abwechslungsreicher zu gestalten. So könnten sie allerlei Branchen und Gründungsszenarien durchleben, ohne Hunderte von Unternehmen selbst gründen zu müssen.