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Im Interview: Maori Kunigo, Freier Texter und Kommunikationsfachmann

Wie können Kanzleien, Steuerberater und KMU die digitalen Möglichkeiten zur Kommunikation nutzen? Wie sieht zeitgemäßes Marketing aus? Und welche Investitionen sind sinnvoll, welche überflüssig? Darüber spricht Paul Liese mit dem Hamburger Texter und Kommunikationsfachmann Maori Kunigo.

Paul Liese: Herzlich willkommen! Heute mal aus einem anderen Studio. Zu Gast ist Maori. Eigentlich wollten wir schon vor sechs Monaten live gehen.

Maori Kunigo: Ja, damals als es Corona noch nicht gab.

Paul Liese: Und deswegen sind wir auch in einem anderen Studio, damit wir die räumliche Distanz schaffen. Magst du dich kurz vorstellen? Wer bist du? Was machst du? Warum bist du hier?

Maori Kunigo: Sehr gerne. Ich heiße Maori Kunigo. Ich bin freier Texter, freier Creative Director und Kommunikationsfachmensch. Ich habe jetzt 15 Jahre in verschiedenen Werbeagenturen gearbeitet und arbeite jetzt seit vier Jahren als Freiberufler. Und seit Februar arbeite ich nun mit dir zusammen. Du bist auch ein Partner, bei dem ich sage, dass ich nicht für sondern mit der hsp arbeite. Entsprechend eng sind wir mittlerweile auch in der Zusammenarbeit.

Paul Liese: Ja, das ist hier im Team ja auch ganz wichtig, dass jeder seine Spezialitäten mit einbringt und das tut, was er am besten kann. Und ich habe im Herbst letzten Jahres festgestellt, dass ich ein Thema nicht ganz perfekt beherrsche und auch nicht die Zeit dafür habe, mich da einzuarbeiten, nämlich das Erfassen und Schreiben von Texten, die den Leser abholen und ihm in Kürze das übermitteln, was er wissen sollte und warum wir etwas kommunizieren wollen. Über einen gemeinsamen Bekannten sind wir dann vernetzt worden. Und dann haben wir gesagt: „Machen wir! Legen wir los!“

Maori Kunigo: Ja, das Gespräch ist sehr unkompliziert abgelaufen. Da saßen wir nämlich auch genau hier. Man mag es kaum glauben, dass wir diese Couch nicht extra für heute angemietet haben. Tatsächlich war uns beiden am wichtigsten, dass es fachlich und zwischenmenschlich passt. Ich halte es auch unternehmerisch für eine große Stärke, dass man genau weiß, was man kann und wo man sich einen Partner ranholt, um effizienter und erfolgreicher zu arbeiten. Das gilt glaube ich für alle Branchen – sowohl für meine als auch für deine.

Paul Liese: Jetzt sitzen wir ja heute zusammen, weil wir nicht nur über unsere Zusammenarbeit und Partnerschaft sprechen wollen, sondern weil wir andere Partner haben, die mit unserer Software unterwegs sind und sich in der Kommunikation wirtschaftlich – was draußen passiert mit ihren Mandanten – austauschen. Und wir wollen darüber sprechen, was wir denen an die Hand geben können, damit sie sich zielgerichteter oder mit mehr Feedback mit ihren Mandanten zu bestimmten Themen austauschen können. Gibt es da irgendetwas, wo du sagst, „Das ist das, was man auf jeden Fall beachten sollte“, oder gibt es ein ganzes Set an Informationen?

Maori Kunigo: Es kommt darauf an, wem wir gerade beratschlagend zur Seite stehen wollen. Steuerberater dürfen z.B. mittlerweile relativ frei fast alles machen an Werbung und Marketing, was der freie Markt auch machen darf. Das war bis 1994 nicht so. Danach gab es einige Gerichtsurteile, was das Thema angeht und entsprechend wurden dann auch die Richtlinien angepasst, was zumindest eine Orientierung bietet, wo die Grenzen sind. Aber realistischer Weise muss man sagen, dass viele Steuerberater, die alleine tätig sind oder die noch mit einem Partner zusammenarbeiten, sicher keine großen Kampagnen fahren, keine Plakatwerbung schalten oder so. Das werden eher die größeren Kanzleien oder Kanzleigruppen machen. Und die haben ihre Rechtsberatung und ihre Marketingagenturen, die genau wissen, was der Rahmen ist. Wenn ich jetzt z.B. von einem Steuerberater angefragt werde, der alleine tätig ist, würde ich mich mit ihm auf das konzentrieren, was für ihn sinnvoll ist. Das heißt, die Kommunikation bei ihm oder ihr ist die Kommunikation gegenüber bestehenden Mandanten, denn – das wissen wir alle – die besten Kunden kommen über Empfehlungen und Empfehlungen kommen nur über Mandanten. Das sind die, die am glaubwürdigsten sind, die am stärksten sind, was die Argumentation angeht. Wenn mir ein Kumpel sagt: „Du bist doch auch Freiberufler. Geh doch mal zu dem und dem Steuerberater. Der hat immer die besten Vorschläge und hilft mir bei meinem Beruf, meiner Steuererklärung, meiner Planung und meinem Business-Erfolg immer weiter“, mache ich das. Das ist ja bei einem Einzelunternehmer wie mir ein enormer Anteil, denn ich habe ja keine Rechtsabteilung und keinen Unternehmensberater, in den meisten Fällen habe ich nur einen Berater und das ist der Steuerberater – oder halt der Kumpel. Aber der Steuerberater nimmt enorm viel Gewicht ein mit seiner Tätigkeit. Das heißt, ich bin umso mehr auf einen guten Steuerberater angewiesen. Wenn ich da den richtigen Ratschlag bekomme, ist das schon wieder ein Kundengewinn. Deshalb gilt es bei der Kommunikation definitiv so nah wie möglich beim Mandanten zu sein und mehr zu sein, als der, der nur business as usual macht. Das heißt, wenn ein Mandant zu mir kommt und sagt: „Mach mir doch mal bitte den Jahresabschluss“, kann ich das als Steuerberater erfüllen. Dann kann ich den Jahresabschluss erstellen. Ich kann aber auch Berater sein, wenn ich Dinge sehe, wo Optimierungsbedarf besteht – Stichwort Verfahrensdokumentation –, oder überhaupt erstmal Ist Prozesse aufnehmen. Das kann man im Kleinen wie im Großen machen. Ob ich ein Unternehmen habe oder eine Einzelperson, das spielt keine Rolle. Wenn ich als Mandant merke, dass der Berater mit mir mitgeht und sich wirklich für mein Business und meinen Erfolg interessiert, dann empfehle ich ihn auch weiter. Also geht es in dem Step nicht nur darum, dass ich irgendeine Leistung an den Mandanten verkaufe, sondern dass ich so auch die Möglichkeit habe, über den zufriedenen Mandanten weitere Mandanten zu gewinnen. So etwas sehe ich eher beim Steuerberater.

Storytelling als Kommunikationsmittel

Paul Liese: Das ist doch eigentlich dieses klassische Storytelling, oder? Dass ich Geschichten erzähle über das, was andere mit mir – in diesem Fall als Berater – erlebt haben. So machen wir es bei der hsp ja auch in einigen Bereichen, dass wir nicht unbedingt teure Anzeigen schalten und versuchen, über Klicks in irgendwelchen Medien Leads zu generieren, sondern primär Mehrwert liefern und Geschichten erzählen, die nicht zum Einschlafen sind, sondern die anderen zeigen, das ist das, was man mit uns gemeinsam erleben kann.

Maori Kunigo: Ja absolut. Ich predige immer – ob das jetzt gigantisch große Konzerne sind wie die Telekom oder der Mittelständler oder auch Startup-Menschen –, dass Bestandskunden fast noch wichtiger sind als Neukunden, denn das sind die Kunden, die ich schon gewonnen habe. Die habe ich schon überzeugt. Ich habe irgendwann einmal sehr viele Ressourcen investiert, um diese Kunden zu überzeugen. Und ich muss nicht so viele Ressourcen aufbringen, um sie zu halten. Aber die sollte ich aufbringen. Und so ist es auch mit dem Mandanten. Ich habe den schon überzeugt. Was habe ich für einen Aufriss gemacht, um den Neukunden zu mir zu bringen: Der ist zu mir gekommen, ich habe Kontakt aufgebaut, ich habe einen Auftrag bekommen – alles im Großen wie im Kleinen. Und dann gibt es da Konzerne, Mittelständler, Kleinunternehmer, die sagen: „Ich muss aber noch mehr Neukunden gewinnen, Neukunden gewinnen…“ und vernachlässigen die Bestandskunden. Die sagen: „Die habe ich ja schon an Bord. Da investiere ich nicht mehr so viel.“ Das ist aber definitiv der falsche Weg. Das was wir hier z.B. bei der hsp machen, ist eben auch massiv in die Bestandskunden zu investieren. Auch wenn das auf den ersten Blick eher Ausgaben und Aufwand bedeutet. Wenn jemand einen Vertrag unterschreibt, dann kommt das Geld rein, er ist vertraglich gebunden und damit hat sich die Sache. Und wenn wir irgendetwas investieren, dann bekommen wir ja nicht mehr Geld von dieser einen Person. Wir bekommen aber Vertrauen, wir bekommen Wissen. Durch vertrauensvolle Partnerschaften entwickelt sich z.B. überhaupt Austausch. Das ist im Personalmanagement genauso wie jetzt im Unternehmen oder bei der Kommunikation. Vertrauen öffnet sich gegenseitig. Wenn ich vertrauensvolle Kunden habe, kommen die mit echtem Feedback auf mich zu, anstatt sich nach etwas Neuem umzusehen. Ein vertrauensvolles Verhältnis sorgt auch dafür, dass man nicht direkt geht, wenn etwas mal nicht so optimal läuft oder irgendwo Fehler passieren, sondern dass man diese Fehler mit dem Unternehmen bespricht, wo man Kunde ist, weil man weiß, dass dieses sich um die Fehler auch kümmert.

Paul Liese: Das ist ja das, was wir versuchen, offen zu kommunizieren. Dass wir unsere Kunden und Partner, die mit uns zusammenarbeiten, aktiv um Feedback bitten, was wir aus welchen Gründen auch immer anders oder besser machen können. Ich denke, der neueste Beweis dafür, dass wir für alles offen sind, ist die Community, die wir jetzt seit zwei Wochen online haben. Da können sich unsere Kunden untereinander austauschen zu der verwendeten Software oder der Partnerschaft mit uns. Und es gibt da auch nicht so ein Geheimnis, wer die Anwender der hsp Software sind. Es ist eine offene Struktur. Die Situation, warum wir diese Community gegründet und online gestellt haben, ist um die Kommunikation auf ein anderes Level zu heben und nicht immer einfach nur einen Newsletter einmal im Monat zu verschicken und dann vielleicht mal ein Posting im Social Media Bereich zu machen oder ein neues Video zu produzieren, sondern aktiv in den Austausch und der Kommunikation miteinander zu gehen. Da ist noch ein anderer Punkt, der mir persönlich ganz wichtig ist: dass Kommunikation auch ein gewisses Geschwindigkeitsthema sein sollte. Ich selber habe manchmal die Situation, dass ich nicht schnell genug antworten kann. Dann verzieht sich die Kommunikation wieder um den einen oder anderen Tag. Dann kommt wieder noch etwas anderes dazu, so wie in den letzten zwei Wochen, als wir das Opti.Tax Release 20.2 fertiggestellt haben, das jetzt verfügbar ist. Dann bleibt das ein oder andere liegen. Was denkst du, was ist wichtiger? Eine perfekt ausgefeilte Kommunikation oder eine Ad-hoc-Kommunikation und schnelles Antworten?

Maori Kunigo: Ich möchte das trennen einmal in den fachlichen Bereich und einmal in den Aufmerksamkeitsbereich. Wenn ich juristisch heikle Dinge kommuniziere oder Sachen, bei denen, wenn ich Fehler mache, meine Kunden in enorme Schwierigkeiten kommen, ist das so, wie wenn ein Navi mitten in der Nacht eine Straße anzeigt, wo ein Fluss ist.

Paul Liese: Dann gehst du baden.

Maori Kunigo: Ja, genau. Es gibt Dinge, wo ich superschnell kommunizieren kann und nicht perfekt sein muss. Aber wenn es um entscheidende Dinge geht, um Zahlen oder um juristische Fallstricke, dann lohnt es sich nicht, den Fehler zu riskieren, weil ich als Unternehmen auch Verantwortung gegenüber meinen Kunden trage. Was generell das Aufkommen von Social Media angeht: Früher hat man als Unternehmen irgendwelche Teams zum Shooting nach Südafrika geschickt und hat einen Riesenaufriss gemacht, damit irgendwann mal eine Anzeige in der Zeitschrift erscheint. Das lohnt sich mittlerweile – es gibt immer noch Marken, die das machen – für die meisten, gerade für kleine und mittlere Unternehmen nicht mehr. Da gibt es viel mehr und auch viel charmantere Möglichkeiten, nicht über Investition und Geld gute Kommunikation zu machen, sondern eher gezielte Kommunikation durch gute Ideen.

Paul Liese: Was denkst du, wohin verschiebt sich die Kommunikation? Früher gab es das Telefon, das Fax – das Thema Brief lassen wir jetzt mal komplett außen vor. Was sind die Kanäle, über die man kommunizieren sollte?

Maori Kunigo: Mein Tipp ist immer: Nichts machen, was Behörden machen. Es kommt natürlich immer auf die Zielgruppe an. Wir leben als sehr digitale Menschen, als Menschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind und jeden Tag irgendein neues digitales Spielzeug in der Hand halten wollen. Bei uns ist die Barriere sehr niedrig. Uns kann man sehr progressiv ansprechen und auch neueste technische Möglichkeiten benutzen, ohne dass bei uns eine Irritation ausgelöst wird. Bei uns wird eher Neugier ausgelöst. Ich komme aus Gelsenkirchen. Und wenn man wissen will, was so das wahre Leben ist, fährt man in Gelsenkirchen einmal mit der S oder U-Bahn und sieht, dass dieses Digitale nichts für jedermann ist. Da muss man schon überlegen, wen man gerade anspricht. Meine Mutter ist nicht bei Facebook, mein Vater war aber bei Facebook und der war 70. Das ist für die Generation kein Problem. In den USA oder in Japan ist das nochmal etwas ganz anderes. Ich glaube, da sind alle Senioren bei Facebook. Das wird auch immer mehr kommen, dass die sich sozial vernetzen. Aber man muss schon überlegen, ob man diese Leute über WhatsApp oder Mobile Display Ads oder so etwas erreiche.

Paul Liese: Aber das ist schon so, dass sich die Kommunikation verschiebt. Wenn ich früher bei einem Partner angerufen habe, war mein Wunsch, dass ich sofort jemanden ans Telefon bekomme, um bei dem mein Problem, meine Situation, meine Frage abzuladen. Heute ist ja häufig so, dass wir gar nicht mehr die Lust haben, uns in eine Warteschleife zu begeben und irgendwann als Fünfter nach einer viertel Stunde mal dran zu sein, sondern wir möchten anders kommunizieren. Und deswegen sind z.B. diese Chat-Systeme immer mehr auf dem Vormarsch. Wir haben das bei uns selbst gemerkt. Es wurde erst auf der Website der Chat-Client integriert, jetzt auch seit dem Release 20.1 in unserer Software, und man kann direkt aus der Applikation heraus mit uns chatten. Und wenn man mal die Telefonanrufe und Chat-Anfragen im Support im Vergleich sieht, ist das mittlerweile pari. Da merke ich, dass sich die Echtzeitkommunikation vom Telefon auf digitale Medien verlagert hat. Und ich denke, das wird mehr und mehr werden, über den Weg Informationen abzuholen oder ansprechbar zu sein.

Maori Kunigo: Das ist eine Sache der Gewöhnung. Meine ersten Support-Chats habe ich irgendwann vor zehn oder zwölf Jahren mit Amazon geführt. Auf deren Website war das da schon relativ selbstverständlich. Wir haben jetzt 2020 und es gibt immer noch genug Menschen, die noch nie einen Support-Chat benutzt haben. Ich glaube auch nicht, dass das Problem ist, dass es zu kompliziert ist. Das ist eine Sache der Gewöhnung und der Kommunikation. Viele Leute bieten das auch noch mit an, dabei kann das auch der Hauptkanal sein. Wenn ich bei DHL anrufe und versuche, übers Telefon ein Paket zu identifizieren, kann ich damit einen halben Tag verbringen, aber wenn ich kurz in den Facebook-Support-Chat gehe, dauert das eine Minute und ich habe alles gelöst. Das wissen viele aber nicht. Und was du eben auch richtiger Weise und wichtiger Weise angesprochen hast, ist das Verständnis von Kommunikation bezüglich solcher Kanäle. Bei Kommunikation, Werbung und Marketing geht es nicht immer um diese bunten Bilder da draußen, sondern auch darum, wie barrierefrei und smooth die Kommunikation zwischen einem selbst und dem Kunden gemacht ist. Das ist auch eine Möglichkeit WhatsApp oder ein Chat-System anzubieten oder eine direkte Community, wo sich dann alle gegenseitig helfen oder sich auch gegenseitig inspirieren können, wie man was benutzt. Das ist ja nicht immer nur, dass es Probleme gibt. Sondern vielleicht hat auch irgendjemand herausgefunden, wie man super ein bestimmtes Modul nutzen kann. Das schadet ja niemanden.

Motivations- statt Konkurrenzdenken

Paul Liese: Im Gegenteil, das hilft ja allen.

Maori Kunigo: Genau. Konkurrenzdenken ist da nochmal ein anderes Thema.

Paul Liese: Das gibt es bei uns in der Form ja auch nicht.

Maori Kunigo: Ja, diese Einstellung teile ich mit dir. Bei der hsp ist es ja generell so, dass wir mit allen kommunizieren. Wir sehen keine Wettbewerber, wir sehen keine Feinde, wir sehen keine Gegner. Wir sehen Marktbegleiter, wir sehen andere Unternehmen, die uns inspirieren und anspornen, und genauso sehen die uns als Unternehmen, das andere anspornt. In meiner Branche ist das genau das Gleiche. Ich durfte oft Kollegen kennen lernen, die so ein Konkurrenzdenken verinnerlicht haben. Die z.B. Jobanfragen nicht weitergeleitet haben, obwohl sie selbst ausgebucht waren. Das ist ja bei unserem gemeinsamen Bekannten zum Glück nicht so gewesen. Als ich noch angestellt war, habe ich die Erfahrung gemacht, dass es auch Kollegen gibt, die die jungen Leute eher klein halten, weil sie Angst haben, von denen überholt zu werden. Und das ist eine Denke, die wirklich gefährlich ist – auch für einen selbst. Man entwickelt die Leute so nicht weiter, aber man blockiert sich selbst ja auch. Ich habe immer versucht, alle mitzunehmen und zu inspirieren und anzuspornen. Das zahlt sich in dem Sinne aus, dass man sich immer gegenseitig empfehlen kann.

Paul Liese: Das ist ja auch das, was wir seit etwas mehr als einem Jahr intensiv betreiben. Wir hatten vorher ja sowieso schon Partnerschaften, die unsere Software als White Label-Lösung verwenden und mit einem anderen Branding unterwegs sind. Aber wir haben jetzt auch neue Partnerschaften, wo wir wissen, dass wir da keine Experten auf dem Gebiet sind und es jemanden gibt, der das viel besser drauf hat und der sein Know-how mit in die Plattform einbringt. Und dadurch profitieren alle voneinander. Das neueste Opti.Tax Release 20.2 stelle ich am Mittwochnachmittag im Livestream vor und da geht es u.a. auch um das Thema Tax Compliance Management Systeme. Das werde ich auch noch einmal mit Andrea Treib in einem Livestream im Detail vorstellen und durchsprechen. Dazu hatte die W+ST Gruppe einfach die Expertise, wie ein Tax Compliance Management System aufgesetzt wird und welche fachlichen Themen berücksichtigt werden müssen, und hat ihr Know-how mit eingebracht. Und gemeinsam wird die Plattform besser. Deswegen ist die hsp nicht besser oder die W+ST, sondern wir haben gemeinsam dieses Thema. So leben wir es auch in vielen anderen Bereichen. Das weißt du ja auch ganz genau, weil du das ja immer verarbeiten und kommunizieren darfst, dass wir an diesen Partnerschaften immer sehr viel Freude haben.

Maori Kunigo: Was entgegnest du Leuten, die dich fragen: „Wieso verschenkst du Leistung, die du auch abrechnen könntest?“ Stichwort Community beispielsweise. Wir bieten ja Kurse an, wo andere eine Gebühr für nehmen oder es in ein Abo-Modell packen oder gegen ein Aufgeld anbieten.

Paul Liese: Mich persönlich hat es in der Vergangenheit immer sehr genervt, dass ich, wenn ich etwas wissen wollte, irgendeine Schulung buchen musste, die dann nicht zu den Zeiten stattfinden konnte, zu denen ich das gerne machen wollte. Ich konnte nicht individuell lernen. Deswegen hat hier bei uns ja z.B. auch jeder Mitarbeiter einen LinkedIn-Learning-Zugang, damit er sich dort zu den Zeiten, die er sich vornimmt und zu denen er möchte, Wissen aneignen kann. Und das Gleiche wollte ich auch für unsere Plattform haben, damit man sagen kann: „Wann immer ich in der Situation bin, möchte ich mich über E-Learning-Videos in der Community weiterbilden.“ Oder ich bin in einer Kanzlei, habe einen neuen Mitarbeiter oder Mitarbeiterin, die das Thema übernehmen oder mit da rein soll, dann müsste ich für die eine Schulung buchen oder ich sage einfach: „Hier, hsp Community, log dich ein und schau es dir an.“ Das ist einfach ein Mehrwert und ich habe viel mehr Freude daran, mit meinem Team, mit einer Kanzlei plus Mandant in eine Echtsituation zu gehen und eine Prozessdokumentation zu schreiben, die dann im Ergebnis vielleicht auch eine Verfahrensdokumentation ist. Das ist auch für uns viel interessanter, als jede Woche in unterschiedlichen Schulungen mit Kanzleien zu sagen: „Da ist der Knopf und der kann das.“ Das gehört auch dazu, ja, das ist wichtig, aber ich denke, dass wir heute in diesen digitalen Zeiten unterwegs sind, dass so etwas über E-Learning-Videos angeboten werden muss.

Maori Kunigo: Wenn wir mal ein bisschen in der Zeit zurückgehen, was war denn dein Ansporn, bei der hsp direkt ein Team zu installieren und keine Werbeagentur zu beauftragen?

Paul Liese: Naja du hast mich ja jetzt kennen gelernt. Ich entwickle kurzfristig Ideen, die dann von morgen bis gestern und heute erledigt werden sollen, und das schaffe ich nicht mit einer externen Agentur. Da fehlt mir einfach die Agilität. Da fehlt mir die Möglichkeit zu sagen: „Ich habe da eine Idee. Wie denkt ihr darüber? Was meint ihr?“, und dann das gemeinsam umzusetzen. Wenn ich einem Dritten erzählen muss, was ich als Idee habe, und der erzählt das wiederum seinem Team und das Team kommuniziert nicht mit mir, sondern immer über einen Mittelsmann, geht immer etwas verloren. Das ist wie bei dem Spiel „Stille Post“. Das, was nachher bei mir wieder ankommt, ist nicht unbedingt das, was ich meinte. Ich merke auch bei uns im Team, dass wir immer noch Korrekturschleifen haben, auch wenn sich das schon sehr intensiv eingespielt und eingearbeitet hat, aber trotzdem dauert es halt, bis man auf den Punkt kommt, dass z.B. jetzt das Banner für den Herbst auf unseren Social Media Kanälen genau deinen Geschmack und meinen Geschmack trifft und die Botschaft vermittelt. Und deswegen ist das für mich auch eine Form von Qualität, in der Kommunikation ein eigenes Team zu haben, das sich nur um das Thema kümmert.

Maori Kunigo: Wir sind hier ja um die 26 Leute, von denen das Design-Team 5 Personen einnimmt. Von der Personenanzahl ist das ja schon enorm gegenüber der Gesamtbelegschaft und deutlich mehr, als ich das aus anderen Unternehmen kenne. Dort sind das meistens 0 bis 2 oder 3 Personen. Lohnt sich das überhaupt? Oder für wen lohnt es sich, wenn wir jetzt mal an unsere Zuschauer und Zuschauerinnen denken? Für wen lohnt es sich, so ein Team zu installieren?

Paul Liese: Es kommt halt immer darauf an, was ich kommunizieren möchte. Wenn ich nur sagen möchte: „Ich bin die Kanzlei und ihr findet mich bei Google Business, vielleicht noch in den Gelben Seiten usw. Das reicht mir.“, dann brauche ich das sicherlich nicht. Aber wir möchten ja digital kommunizieren. Wir möchten Livestreams senden. Wir möchten über den Weg Informationen mitteilen und nicht Newsletter mit langen PDF-Dateien verschicken, wo man sich noch alles durchlesen muss. Vor einem Jahr haben wir den ersten Livestream gesendet, der noch holperig bis zum Abwinken war. Aber es wird immer besser, weil das Team lernt. Und dann haben wir jetzt im Mai damit angefangen, mit unseren eigenen Sound Visuals zu arbeiten, eigene Intros zu produzieren, das heißt alles noch auf eine Qualitätsstufe höher zu heben. Denn über das, was ich kommuniziere und wie ich kommuniziere schaffe ich wieder Vertrauen. Es ist mir wichtig, es ist meinem Team wichtig und es kommt halt auch an. Und wie ich kommuniziere, zeigt dem Gegenüber auch immer, ob er nun schon Kunde ist oder nicht und wie wichtig mir das Thema ist. Ob man das nun bemessen kann, was das Marketingteam mit allem Drum und Dran kostet und ob das auch in der Form wieder reinkommt, das kann man glaube ich gar nicht miteinander vergleichen. Denn hier werden ja Emotionen kommuniziert. Schau dir Autowerbung an. Da geht es ja nicht um den Motor und wieviel Leistung der hat, sondern es geht um die Emotionen dabei. Dass man glücklich oder erfolgreich ist, wenn man das hat. Und bei uns ist es so, dass wir kommunizieren wollen, dass man mit uns in einer Partnerschaft gewisse Themen, die wir adressieren, gemeinsam erfolgreich gestaltet.

Welche Kommunikationskanäle sind wichtig?

Maori Kunigo: Das ist ja auch der Vorteil der Digitalisierung und des Internetzeitalters, dass wir selber die Möglichkeit haben, eigene Kanäle zu bespielen, dass wir z.B. jetzt bei Facebook oder YouTube unseren Kanal live schalten können und nicht darauf angewiesen sind, dass andere für uns eine Öffentlichkeit schaffen. Wir schaffen uns die Öffentlichkeit selbst. Und das geht natürlich nur über Kommunikation. Ganz grundsätzlich erstmal: Wenn ein Unternehmen überlegt, so etwas an den Start zu bringen wie eine eigene Marketing-, Design- oder Inhouse-Agentur-Abteilung, dann sollte es sich nicht überlegen: „Was machen wir denn gerade? Wie viele Personen brauchen wir denn dafür?“, sondern: „Was habe ich langfristig vor? Wie stelle ich mir Kommunikation für uns vor?“. Vielleicht auch mal mit externen Leuten reden. Vielleicht auch mal Inspiration von anderen Unternehmen holen und nicht im stillen Kämmerlein alleine grübeln. Auch mal gucken, was andere aus anderen Branchen machen. Nicht nur in der eigenen Branche, in der eigenen Suppe köcheln, sondern gucken, was man für die eigene Branche übernehmen kann. Ich sag jetzt auch nicht, dass jeder Steuerberater eine riesen Kampagne oder eine Wahnsinns-Facebookseite braucht. Da geht es eher darum: Bleib dran an deinem Mandanten. Bleib dran an deinem Mandanten. Das kann ich nur wiederholen. Aber wenn es jetzt um kleine oder mittlere Unternehmen geht, ist es ganz klar, dass man sich überlegen muss: Lohnt es sich, eine Agentur zu holen? Oder habe ich vielleicht in meiner Stadt super Talente, die sehr froh sind, wenn ihnen ein ambitionierter Unternehmer aus der Ecke eine Chance gibt, sich kreativ auszuleben und voranzukommen, ohne in die große weite Werbewelt ziehen zu müssen. Das sind auch Chancen, die man da vor der Tür hat. Entsprechend offen sollte man da an die Thematik rangehen. Aber wirklich auch überlegen: Wo will ich kommunikativ hin?

Paul Liese: Ich denke, eine Sache ist auch noch ganz wichtig: dass man sich dessen bewusst sein muss, dass nicht jeder der kommunikative Typ ist oder nicht jeder derjenige ist, der die super Ideen hat, was man kommunizieren möchte und wo man gewisse Themen bei den Mandanten platzieren möchte. Jetzt ist es für dich vielleicht etwas einfacher mit mir, dass ich viele Ideen habe, die ich dann ins Team werfe und die dann vom Team verarbeitet oder abgewiesen oder korrigiert werden. Aber was mache ich als Unternehmer oder als Berater, der gerne kommunizieren möchte, ab er nicht weiß, wie?

Maori Kunigo: Dann sucht der sich einen Fachmann. Man muss dazu sagen, dass man da auch Glück haben muss, aber wenn man einen Fachmann sucht, dann nicht den Supermenschen, den Alleskönner, sondern jemanden, der zu mir passt und mich versteht. Mit dem ich mich z.B. ganz simpel gut unterhalten kann. Wenn ich schon merke, dass ich mich mit dem gut austauschen kann, dann versteht der mich auch. Und sicherlich findet der auch den einen oder anderen kommunikativen Weg für mich, wo ich aber nicht als Rampensau tätig sein muss, sondern wo ich auch ein Stück weit Verantwortung abgeben kann und weiß: Bei dem geht das, bei dem läuft das. Stichwort Projektmanagement. Es gibt super Projektmanagerinnen und Projektmanager, die wiederum super Netzwerke haben. Also wenn man nicht weiß, wo man anfangen soll, gebe ich gerne den Tipp, auf Xing oder auf LinkedIn nach freien Projektmanagern und Projektmanagerinnen zu schauen, die erfahren sind und freundlich wirken, und die anzusprechen. Einfach mal fragen, was so ein bisschen Kommunikationsberatung kostet. Man muss selber nicht alles wissen. Es ist wie bei dir auch. Wenn man nicht genau Bescheid weiß, holt man sich Fachleute ran. Kein Meister ist vom Himmel gefallen. Wenn man nicht genau weiß, wo man anfangen soll, fragt man gewisse Leute und man wird schon die Antworten kriegen. Das sind nette Menschen da draußen, die einem auch helfen und mit denen man gut zusammenarbeiten kann.

Paul Liese: Ja vielen Dank. Eine halbe Stunde ist schon wieder um. Die Zeit rennt immer, wenn wir beide reden. Hast du irgendetwas als Schlussbotschaft für unsere Zuschauer, was du ihnen mit auf den Weg geben möchtest?

Maori Kunigo: Durchhalten! Wir werden alle ein Stück weit zu der Digitalisierung gezwungen. Wir beide sind ja nun eher die progressiven Leute, die digital unterwegs sind, aber es gibt viele, die jetzt dazu gezwungen wurden. Aber wenn das alles einigermaßen gut überstanden ist, dann nicht die Rolle rückwärts machen. Dranbleiben. Auch diese Wachstumsschmerzen mitnehmen. Davon profitieren und daraus lernen und die Vorteile sehen und nutzen.

Paul Liese: Vielen Dank für deine Tipps und Hinweise und den Talk hier auf dem Sofa. Sofatalk haben wir das jetzt genannt.

Maori Kunigo: Ja, mal gucken wann die Folge 2 hiervon kommt.

Paul Liese: Die Folge 2 kommt tatsächlich in der nächsten Woche. Da sind die Carola und der Raphael hier auf meinem Sofa und berichten über ihre Erfahrungen, die sie in den letzten Wochen in dem Bereich Prozessdokumentation und Verfahrensdokumentation gemacht haben, was sie so erlebt haben und was sie anderen Kanzleien mit auf den Weg geben möchten. Und wir sprechen auch darüber, welche Rolle mein Team und ich übernehmen durften.
Vielen Dank fürs Zuschauen oder Zuhören über den Podcast, der online geht. Bleiben Sie gesund! Bis bald!