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Mehrere Softwareanbieter rund um den Bereich Steuerberatung haben sich zu einer Allianz formiert. Ihr Hauptmotiv: die Steuerbranche insgesamt nach vorn bringen. Die Tax Tech Alliance verfolgt anspruchsvolle Ziele. Zur Allianz gehören sechs innovationsgetriebene Unternehmen, unter anderem die hsp und kanzlei.land. In „hsp live um 11“ haben hsp-Chef Paul Liese und Philip Hellmig, Geschäftsführer von kanzlei.land, über die Hintergründe und Ziele der Tax Tech Alliance gesprochen. Als langjährige Partner haben die beiden auch ihre bisherige und künftige Zusammenarbeit beleuchtet.

Philip Hellmig ist Geschäftsführer von kanzlei.land. Das Unternehmen arbeitet daran, die Beziehung und die Zusammenarbeit zwischen Kanzleien und ihren Mandant:innen zu verbessern. Als gelernter Steuerfachangestellter kennt Philip die kleinen und großen Probleme des Kanzleialltags. Mit seinem 20-köpfigen Team geht er diese an. Durch den Austausch von Know-how und Erfahrungen aus verschiedenen Kompetenzbereichen soll die Steuerbranche stark profitieren. Aber auch die beteiligten Unternehmen erhoffen sich einiges.

Der Ursprung der Tax Tech Alliance liegt in den ersten Monaten der Pandemie. Damals ging die Audiochat-App Clubhouse viral. Die Welt konnte sich nicht mehr auf Messen und in Restaurants treffen, also traf sie sich virtuell in Gesprächsräumen. Angestoßen von Paul, diskutierten mehrere Fachleute aus dem Steuer- und Softwarebereich über aktuelle Themen. Der Clubhouse-Talk verlagerte sich irgendwann zu Microsoft Teams. Aus dem öffentlichen Raum wurde immer mehr ein geschlossener Stammtisch.

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Spezialisten werden immer begehrter

Allgemein stellt die Branche fest, dass Unternehmen sich für bestimmte Aufgaben einzelne Werkzeuge suchen, statt für alle Aufgaben einem Generalisten zu vertrauen. In Bereichen wie der Steuerberatung benötigen die Profis spezialisierte Werkzeuge, die nur spezialisierte Softwareentwickler bieten können. Daher wird es immer wichtiger, dass die Tools untereinander medienbruchfrei funktionieren und entsprechende Schnittstellen bieten.

Einige der beteiligten Unternehmen teilten sich ihre Kundschaft. So erledigt ein Kunde seine Verfahrensdokumentationen mit hsp Opti.Tax, während er den Austausch mit seinen Mandanten per kanzlei.land organisiert. Der Mandant wünschte sich eine nahtlose Zusammenarbeit beider Tools, etwa bei den eingegebenen Daten. Neben der hsp Handels-Software-Partner GmbH und kanzlei.land sind die Gründungsmitglieder der Tax Tech Alliance: WIADOK, kontool, BMD und digital|bar. Die sechs Hersteller spezialisierter Softwarelösungen und Dienstleistungen möchten durch die Partnerschaft ihrer Kundschaft ein medienbruchfreies, sauberes Arbeitserlebnis bieten.

Positives Feedback auf die neugegründete Allianz

Ende Januar präsentierten sich die Partner der Tax Tech Alliance ertmals gemeinsam – bei der TAXarena in Hannover. Welches Resümee zieht Philip? Der gemeinsame Auftritt habe Aufmerksamkeit auf sich gezogen, antwortet er. Viele Messebesucher:innen seien angetan gewesen, an einer Stelle gleich mehrere kompatible Toolentwickler vorzufinden. Spezialisierte Softwarelösungen, die für einen bestimmten Bereich optimal abdecken, arbeiten in einer Allianz zusammen – die Vorteile liegen auf der Hand. Aus persönlicher Sicht erwähnt er insbesondere den Austausch mit dem Allianzpartner BMD, zu dem noch keine Schnittstelle besteht. Doch allein die Gespräche über gemeinsame Baustellen und Ziele werden allen Kund:innen schon bald spürbare Mehrwerte bringen.

Philip gibt zu bedenken, dass es der Allianz um weit mehr geht als um den reinen Verkauf von Produkten. Er sieht die Tax Tech Alliance auch als Impulsgeber für die Steuerbranche. Ob es um Recruiting oder Prozesse geht, eine stärkere Steuerbranche hilft am Ende auch den Softwareherstellern. So profitieren Kanzleien und Allianz voneinander. Auch können Impulse aus den Kanzleien den Softwareherstellern zeigen, wo die Bedürfnisse der Steuerbranche liegen.

Zur Softwareentwicklung gehört mehr als Entwicklung

Paul möchte wissen: Wird Softwareentwicklung teurer – oder war sie schon immer gleich teuer? Philips Gefühl nach wird die Softwareentwicklung teurer. Das liegt seiner Ansicht nach daran, dass nicht nur Entwickler:innen an der Herstellung einer Software beteiligt sind. Ein ganzes Team drumherum kümmert sich um Themen wie Projektmanagement, Qualitätssicherung und Marketing. Philip achtet bei kanzlei.land darauf, die Arbeit nicht aus Kostengründen in Schwellen- oder Entwicklungsländer auszulagern. Dies wirkt sich selbstverständlich auf die Gehaltskosten aus. Je mehr Qualität eine Kanzlei von einer Software erwartet, desto höhere Aufwände entstehen. Datenschutz, Sicherheit, Serverstandort Deutschland usw. sind nicht kostenlos zu bekommen.

Zur Softwareentwicklung gehören weitere Elemente, die den meisten Außenstehenden verborgen bleiben. So reicht es nicht, ein Entwicklungsteam an einer Software arbeiten zu lassen. Regelmäßig stehen Technologiewechsel an, beispielsweise bei der hsp, die aus der reinen Windows-Anwendung Opti.Tax eine cloudbasierte Web-Applikation entwickelt. Ein solcher Vorgang hat gigantische Auswirkungen auf das Entwicklungsteam. Dabei muss die bestehende Software weiterhin aktuell gehalten werden. Ähnliche Erfahrungen hat Philip schon häufiger gemacht. Da beispielsweise das Sicherheitsbedürfnis allgemein steigt, beauftragte Philips Unternehmen einen spezialisierten Dienstleister. Dieser hat sich darauf fokussiert, webbasierte Softwarelösungen sicherer zu machen.

Die Tax Tech Alliance erweitert den Horizont aller Beteiligten

Ein weiterer Kostenfaktor, der häufig übersehen wird: der meist kostenlose Support. Nach dem Kauf einer Lizenz erwarten die meisten Kund:innen eine durchgehend erreichbare Ansprechstelle, sollte es Probleme geben. Gerade beim Software-Support müssen größtenteils echte Menschen eingesetzt werden. Sollen diese anständig bezahlt werden, entstehen entsprechend Kosten.

Dinge, die erst auf den zweiten Blick auf dem Radar landen – das kennen die Partner der Tax Tech Alliance allzu gut. Denn die Unternehmen tauschen sich nicht nur über Schnittstellen und Funktionen aus. Auch unternehmerische Fragen diskutieren die beteiligten Partner miteinander. Der Know-how-Austausch bringt die Partner weiter, ob zu Mitarbeitendenthemen oder organisatorischen Details. Auch das gehört zu einer starken Partnerschaft dazu.